Eselhof Nechern
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Eseltour jetzt auch für Rollifahrer

Von Kerstin Fiedler
 
In einer Drei-Tage-Nacht-und-Nebel-Aktion entstand „Rollino“. Ein Anhänger, der es möglich macht, dass auch Rollstuhlfahrer an den geführten Eselwanderungen des Eselhofs Nechern teilnehmen können. „Wir hatten mal eine Anfrage aus dem Oberland von einem Rollstuhlfahrer“, sagt Heike Wulke. Doch die wenigsten Rollstühle sind geländegängig. Deshalb dachten sich Wulkes gemeinsam mit Freunden aus dem Dorf das Gefährt aus. Der Wagen musste so breit sein, dass der Rollstuhl drauf passt, aber auch so schmal, dass er die Waldwege befahren kann und die Esel einzuspannen sind. „Und der Wagen musste bis zur Messe ,Jagen, fischen, reiten’ in Dresden fertig werden. Da war Nachtarbeit angesagt“, sagt Heike Wulke. 
 
Konflikte besser bewältigen
 
Die Eselfreunde hatten bei der Vorbereitung auch Unterstützung vom Sanitätshaus Adermann in Bautzen. „Dort wurde uns während der Bauzeit ein Rollstuhl zur Verfügung gestellt“, sagt Heike Wulke. Nun ist sie gespannt auf die erste Tour mit „Rollino“ und einem Rollstuhlfahrer. „Mal sehen, ob alles klappt.“ 
 
Doch Heike und Ralf Wulke haben weitere Angebote auf Lager. „Wir wollen den Eselhof ja auch mal als ein Standbein betreiben. Da braucht man eben viele Ideen“, sagt sie. So besteht jetzt auf dem Eselhof Nechern die Möglichkeit, tiergestützte Therapien umzusetzen. „Das passiert in Absprache mit Therapeuten oder Ärzten“, sagt Heike Wulke. „Unsere Tiere sind unendlich geduldig und gemütlich, sie sind nicht so groß, um Angst vor ihnen zu bekommen. Außerdem ist solch eine Therapie lange nicht so teuer wie die mit Delphinen“, sagt Heike Wulke. Sie betont, dass es keine Reittherapie ist, sondern dass die – überwiegend jungen – Patienten hier die Esel putzen, pflegen, mit ihnen spazieren gehen oder auch mal einen Hindernisparcours mit dem Tier überwinden. „Vor allem für hyperaktive Kinder ist dies sehr hilfreich“, weiß die Eselkennerin. Angefangen haben die Necherner mit einem Kind aus dem Kinderheim Wuischke. „Der Patient ist bei uns wie ausgewechselt. Er kann lernen, mit Konflikten besser umzugehen“, sagt Heike Wulke. Nun wollen andere Kinder aus Wuischke auch zu den Eseln. Das Problem ist dabei das Geld. Noch ist unklar, wer solch eine Therapie bezahlt. „Zum Tag der offenen Tür im Kinderheim werden wir uns vorstellen“, sagt Heike Wulke. „Vielleicht ist ja der richtige Vertreter des Landkreises vor Ort“, hofft sie. Interessierte Therapeuten können sich auf dem Eselhof melden.
 
Und noch ein Angebot wird vorbereitet: Outdoor-Seminare. Die sollen zugeschnitten werden von Hausfrau bis Manager. „Wir arbeiten mit einer Personaltrainerin aus Pommritz zusammen, die die Einzel- und Gruppengespräche führt“, sagt Heike Wulke. Maximal sechs Teilnehmer sind an einem Wochenende dabei. „Durch die Esel wird beim Spaziergang in der Natur vermittelt, wie ich mit meinem Spiegelbild umgehe. Denn das sind die Esel: Bin ich unsicher, ist das Tier es auch, schreie ich, schaltet der Esel auf stur. Das ist, als ob der Vorgesetzte brüllt – der Mitarbeiter reagiert wie der Esel“, erklärt Heike Wulke. Der Nebeneffekt dieser Seminare ist die Erholung an der Luft.

Samstag, 9. Mai 2009
(Sächsische Zeitung)
 
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